Greenpeace Bad Kreuznach

Greencamp 2023

Vom 5. bis 7. Mai 2023 fand das Greencamp am Werbellinsee statt.

Auch Mitglieder von Greenpeace Bad Kreuznach konnten teilnehmen.


Eine Teilnehmerin berichtet:


Das Greencamp 2023 am Werbellinsee bei Berlin war ein echtes Highlight, gerade für uns Neue. Wir waren mit immerhin fünf Leuten aus Ortsgruppe Kreuznach gut vertreten: Karla, Sabine und Manfred, Helene und Fabian sind mitgefahren. Bis auf Fabian haben wir alle zum ersten Mal an einem Greencamp teilgenommen und waren sehr gespannt auf das Event. Wir wurden nicht enttäuscht!

Los ging's am Freitagmorgen mit dem Zug von Gensingen bzw. Kreuznach aus. Und, wer hätte das gedacht, der Zug war pünktlich! Auch auf der Rückfahrt keinerlei Kapriolen, Verspätungen, Ausfälle. Die Zeit verging im Fluge, wir haben . The Game* gespielt, uns unterhalten, gelesen - und wieder mal gedacht, Zugfahren ist eine gute Sache (wenn nicht gerade ein feuchtfröhlicher, lautstarker Betriebsausflug im selben Abteil stattfindet, was zum Glück nur auf der Hinreise der Fall war).

Der Transfer von Eberswalde zum Tagungsort, dem Seezeit-Resort direkt am Werbellinsee, mit einem Bus-Shuttle-Service klappte auch ganz gut. Als wir ankamen, waren wir beeindruckt vom Gelände. Es war großzügig angelegt und sehr grün. Sabine, Manfred und Helene checkten in einem Dreibettzimmer ein, Karla und Fabian jeweils mit Greenpeace-Mitgliedern aus anderen Gruppen. Ein toller Ort, den Greenpeace sich da ausgeguckt hat, fanden wir alle. Es waren immerhin fast 600 Leute, die zu diesem Greencamp zusammenkamen. Das Areal war ideal für so eine große Gruppe, und die Versorgungslogistik war wirklich gut auf so viele Menschen eingestellt. Da gab es nichts zu beanstanden, auch am Essen nicht, das vegan war, keine Gourmetküche, aber ganz ok. Jedes Mitglied von Greenpeace muss sich für die Teilnahme am Camp nur mit einem geringen Selbstkostenbeitrag beteiligen; alles andere wird erstattet.

Es war wirklich so eine Art Kurzurlaub mit tollen Leuten, die so (ähnlich) ticken wie man selbst, mit inspirierendem geistigen Input, neuen Bekanntschaften und Erfahrungen sowie einem kurzweiligen Programm, das uns dann doch für das leider eher schlechte Wetter voll entschädigte.

Das offizielle Programm startete mit einem zweistündigen Begrüßungsplenum, auf dem sich die großenteils neue Geschäftsführung, Leute vom Vorstand und einige der hauptamtlich Beschäftigten vorstellten. Die Menschen hinter den Angeboten aus der Hamburger Zentrale einmal live zu sehen, war sehr interessant. Wir als ehrenamtliche Basis fühlten uns einbezogen und gehört, als es darum ging, dass jede einzelne teilnehmende Person sich zur Ausrichtung der zukünftigen Greenpeace-Aktivitäten positionieren konnte: Wollt ihr mehr international/global wirkende Aktionen oder mehr auf Deutschland bezogene? - ,Sollen die Aktionen radikaler sein oder eher nicht? usw. Wir konnten jeweils mit eher nicht oder eher doch" antworten. indem wir uns im Raum verteilten, mal nach rechts, mal nach links gingen.

Nach dem Abendessen gab es in der Disco eine Kleidertauschparty, wo Sabine und ich tatsächlich erfolgreich 'shoppen" waren. Die Mainzer Ortsgruppe werden wir übrigens wohl unterstützen, wenn sie im Juli auch so eine Kleidertauschbörse organisiert, wie wir im persönlichen Gespräch mit zwei Menschen aus Mainz schon mal signalisiert haben.

Auch mit den in Kaiserslautern Aktiven haben wir gesprochen: sie wünschen sich mehr

Kooperation mit uns Kreuznacher Leuten, aber das nur am Rande. Im Greencamp wurde im Anschluss an die Kleidertauschparty im Kino noch „Bigger Than Us* gezeigt, ein Dokumentarfilm über junge Aktivistinnen weltweit. Parallel lief eine Fotoshow über das bayerische Alpenvorland von Bernd Rommelt. Die haben wir uns angeschaut und waren fasziniert von diesen fotografierten Naturschauspielen vor der Haustur, Man fühlte sich wirklich ermuntert, in Bayern statt in Kanada Urlaub zu machen, und wir waren uns einig, dass wir diese Show für Greenpeace gerne nach Kreuznach oder Bad Münster holen würden.

Am Samstag gab es dann den Workshop-Marathon. Bei schönstem Regenwetter verpassten wir draußen ja nichts, so dass wir uns vor- und nachmittags aus insgesamt über dreißig Angeboten passende Themen aussuchen konnten. Sabine, Manfred und Helene informierten sich über die Agrarwende-Kampagne 2023, die sich mit Umwelt- und Tierschutzproblemen bei der Milchviehhaltung befasst, weshalb wir uns für den kommenden GAT zum Thema Milch jetzt gut gerüstet fühlen. Auch wurde bei uns persönlich der Impuls, doch wirklich (öfter) auf Milchprodukte zu verzichten, nochmal sehr verstärkt, - Mindestens um siebzig Prozent (oder auf 70%?) sollte der Milchkonsum in Deutschland sinken, und die Kühe müssen an die frische Luft, unbedingt

Karla und Fabian besuchten den Workshop zum Thema .Impact Investment - Grüne Finanzen - Greenwashing - globale Finanzmärkte*, der auch sehr spannend und gut besucht war. Möglichst nachhaltige Geldanlagen wurden hier empfohlen, anstatt das Geld, das vielleicht übrig ist, einfach so auf dem Konto liegen zu lassen. Weitere Workshops, an denen wir teilnahmen, kreisten um Klimagerechtigkeit, Plastikmüllvermeidung und den nötigen großen wirtschaftlichen System Change*. Ob De-growth hier das Lösungskonzept sein kann? - Die neue Greenpeace-Geschäftsführerin Wirtschaft und Gesellschaft, Nina

Treu, meint, ja, aber wie genau, das bleibt die Frage.

Überwiegend waren die Menschen, die die Workshops leiteten, sehr kundig, sodass wir uns wirklich 'fortgebildet fühlten, alles sehr inspirierend, genügend Anregungen zum Denken in der nächsten Zeit und viel Motivation, sich weiter bei Greenpeace zu engagieren und auch die Konsumwende im eigenen persönlichen Leben voranzubringen.

Nach so viel Input gab es erst einmal eine vegane Tortenschlacht, gefolgt von Zeit für Sport und Spiel oder einfaches Nichtstun und Ausruhen. Um acht Uhr abends startete dann der ZukunftsTALK. Wir dachten schon, es reicht so langsam mit dem Input, aber der Talk gestaltete sich dann als eine Reihe von methodisch ausgefeilten und dadurch sehr knackigen, kurzweiligen Dialogrunden in Kleingruppen, u.a. mit den Leuten aus der Geschäftsführung, die doch noch sehr inspirierend waren. Es ging hier um nichts weniger als die Frage, wie Greenpeace sich in Zukunft positionieren und inhaltlich ausrichten soll und welche Aktionsformen dafür gewählt werden sollten. Viele spannende Aspekte kamen zur Sprache, u.a. soll Greenpeace inklusiver und diverser werden, globale Vernetzungen bei den Umweltthemen adressieren, soziale Zusammenhänge stärker in den Blick nehmen, mit anderen Gruppen wie Fridays for Future kooperieren, sie ggf. sogar unterstützen (auch mit Geld) - und und und.

Der letzte Programmpunkt an diesem ereignisreichen Tag war die Party ab zehn Uhr.

Unter dem Motto Erlebe dein blaues Wunder tanzten wir doch tatsächlich noch ab, blau gewandet und z. T. auch verkleidet als Eisbär, Krake oder Matrose. Gefeiert wurde das neue Hochseeschutzabkommen, auf das sich die Vereinten Nationen in diesem Jahr geeinigt haben. Wir waren erfreut, dass der DJ es schaffte, musikmäßig Altere wie Junge gleichermaßen zum Tanzen zu animieren. Eine schöne Party, die lange dauerte - und das, obwohl es am Sonntagmorgen mit Bussen nach Berlin ging, wo wir uns vor dem Kanzleramt zu einem Fotoshooting der besonderen Art zusammenfanden: Mit über 400 Menschen, die alle blau gekleidet waren, bildeten wir fürs Foto ein symbolisches Meer, auf dem das Abbild einer überdimensionierten Flaschenpost voller Plastikmüll schwimmt. An die Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) richteten wir die Forderung "Stopp die

Plastikflut - Für ein starkes UN-Plastikabkommen|", Anlass für die Aktion ist die zweite UN-Verhandlungsrunde vom 28. Mai - 2. Juni in Paris: Lemke soll sich hier für ein starkes globales Abkommen einsetzen. Wir aus der Kreuznacher Greenpeace-Gruppe waren uns einig, dass wir gerne weitere Aktionen zum Thema Plastikmüll machen wollen, In den Körper eines jeden Menschen gelangen fünf Gramm Plastik täglich, so viel wie eine Scheckkarte. Es geht zwar auch um die Plastikvermeidung im individuellen Konsum, aber, wie uns teils gar nicht so bewusst war, noch wichtiger ist es, dass die Politik der Industrie hier Einhalt gebieten muss. Diese setzt nämlich unmäßig viel Energie dafür ein, Plastikverpackungen zu produzieren, während wir zu Hause zum Energiesparen beim

Heizen und Kaltduschen aufgefordert werden.

Und - was haben wir mit nach Hause genommen? Neben vielen Eindrücken, guten Begegnungen und inspirierenden neuen Ideen auch noch jede Person ein Brot, das aus den Resten der Mehlaktion gebacken war, an der sich auch Greenpeace Kreuznach mit Weihnachtsplätzchenbacken beteiligt hatte. Eingepackt war das Brot in einem Brotbeutel mit Greenpeace-Logo und dem weisen Spruch: „Essen ist politisch". Einige nahmen auch T-Shirts und Hoodies mit nach Hause, die sie an der Siebdruckstation mit dem Greenpeace-Logo verzieren konnten - oder mit Statements wie „Planet Earth First" oder

"Fossilfree for Peace". Sabine und Karla haben auch noch das „Klimadiamanten*-Spiel zum Testen mitgenommen. Es ist ein Gruppenspiel zur Stärkung der individuellen und kollektiven Resilienz im Kampf gegen Umweltverschmutzung, Artensterben und Klimawandel. Sabine und Karla sind begeistert von dem Spiel, das noch in der Erprobungsphase ist und das wir unbedingt einmal mit der Kreuznacher Gruppe spielen wollen, vor August noch (bis dahin sollten die Rückmeldungen bei Greenpeace Hamburg eingegangen sein).